Little Feat - Waiting For Columbus

Es gibt Live-Alben, und es gibt Waiting for Columbus. Für mich ist es auf den ersten Plätzen in meiner "Hall of Fame" gleich neben den Live-Alben von den Allman Brothers und Colosseum. Was Little Feat hier 1977 auf die Bühne zauberten, ist mehr als nur ein Konzertmitschnitt – es ist eine musikalische Sternstunde, die Funk, Rock, Country, Jazz und Soul zu einer fließenden Einheit verschmilzt.

Schon die ersten Takte von “Join the Band” und “Fat Man in the Bathtub” machen klar, dass hier keine Studioprofis in steriler Umgebung agieren, sondern eine Band, die auf der Bühne lebt, atmet und explodiert. Lowell George, der charismatische Sänger, Slide-Gitarrist und Mastermind der Band, führt das Ensemble mit stoischer Gelassenheit und einem unerreichten Gespür für Timing.

Das Zusammenspiel mit der Tower of Power Horn Section verleiht dem Sound eine zusätzliche Dimension – die Bläser pumpen Energie in Songs wie “Spanish Moon”, “Old Folks’ Boogie” oder “Dixie Chicken”, sodass jeder Titel wie ein neues Kapitel in einem funkgetriebenen Roadmovie wirkt. Und genau das ist Waiting for Columbus: ein Roadtrip durch den Süden der USA, eingefangen in über 90 Minuten purer Spielfreude.

Die Band ist in Topform. Paul Barrere und Bill Payne weben Gitarren- und Keyboardlinien ineinander, während Kenny Gradney (Bass), Sam Clayton (Percussion) und Richie Hayward (Drums) den rhythmischen Unterbau schaffen, der fast schon hypnotisch wirkt. Man kann das Publikum förmlich spüren, das Jubeln, das Mitschwingen, die perfekte Symbiose aus Bühne und Zuhörerraum.

Was Waiting for Columbus so zeitlos macht, ist seine Authentizität. Hier wird nichts geschönt, nichts retuschiert. Jeder Song klingt wie ein Statement: “So spielen wir, so leben wir.” Und in Zeiten digitaler Perfektion erinnert dieses Album daran, was Musik eigentlich ist, ein gemeinsamer, unberechenbarer Moment.

Lowell George starb nur ein Jahr nach diesen Aufnahmen, 1979, mit gerade einmal 34 Jahren, viel zu früh für einen Musiker, der den „American Sound“ neu definiert hatte. Doch in Waiting for Columbus lebt er weiter. Jeder Slide, jeder Atemzug, jeder Groove ist ein Stück seines Vermächtnisses.

Fazit: 

Ein Live-Album, das alles hat, Seele, Groove, Humor und handwerkliche Brillanz. Wer verstehen will, warum Musiker anderer Generationen Little Feat verehren, muss dieses Album hören. Laut, komplett und mit offenem Herzen.


Album Info:

Titel: Waiting For Columbus

Aufnahme: 2. bis 10. August 1977 Konzerte in London und Washington, D.C.

Veröffentlichung: Feb. 1978

Label: Warner Brothers

Produktion: Lowell George

Format: Doppel-LP, Doppel-CD

Chart & Auszeichnungen: 25 Wochen Platz 18 Billboard Charts, mehrfach Gold

Genre: Southern Rock, Rock, Americana