Neuerscheinungen
Torsten Goods – Soul Deep
Soul Deep ist für mich eine warme, emotional dichte Reise – ein Album, das vordergründig „easy listening“ sein könnte, aber in seinen Falten Tiefe birgt. Die Sonne scheint durch die Klangräume, doch gelegentlich wirft sie Schatten: persönliche Themen, Verletzlichkeit, Selbstfindung.
Man spürt: Torsten Goods will nicht nur unterhalten, sondern berühren. In stilistischer Hinsicht bewegt sich Soul Deep elegant zwischen Soul, Jazz, Blues und einem Hauch von AOR / West-Coast-Flair der Siebziger. Seine Stimme, sein Gitarrenspiel, die Arrangements, alles wirkt mit Bedacht gesetzt, niemals überfrachtet.
Die Kritiker stimmen größtenteils mit: Jazz-fun lobt das Album als warm, fröhlich, tanzbar und dennoch reich an nuancierter Finesse. „Music Republic“ bezeichnet Soul Deep als persönlichen, reifen Schritt gegenüber dem Vorgänger Soul Searching. „RedGuitar“ spricht davon, dass das Album nicht nur ein Nachfolger, sondern eine eigene Klangwelt darstellt.
Song-Highlights
Ein paar Perlen aus dem Album, die besonders herausstechen:
- “Summertime Heartache” – eine sehnsüchtige Ballade, in der Streicher und Saxophon von Jakob Manz für eine weiche, fast schwebende Atmosphäre sorgen.
- “Summer Rain” – ein Tribut an Steely Dan, mit harmonischem Anspruch und edler Zurückhaltung.
- “Live by the Heart” (Duett mit Kim Sanders) hier verbindet sich verletzliche Stimme mit Melodie, ein Moment, in dem das Herz schwer und leicht zugleich wird.
- “Rocket Girl” – der mitreißende, groovige Song, der zeigt: auch Rhythmus und Funk sind in dieser Klangwelt zu Hause.
- “So Deep, Soul Deep (feat. Incognito)” – ein Stück, das mit seiner Zusammenarbeit und seiner Klangästhetik Richtung Neo-Funk, Neo-Jazz tendiert, mit Hornarrangements und dichter Produktion.
Weitere Songs wie Life Goes On, Get Yourself Together, Island Love, Revelation, Live for the Day kommen als Mischung aus Balladen und groovigen Nummern und sorgen für Spannung über das Album hinweg, niemals flach, aber auch nicht überkandidelt.
Goods zeigt sich hier nicht als „Junger Wildfang“, sondern als Künstler mit Erfahrung und Ausdruckskraft. Die Räume zwischen den Instrumenten sind durchdacht, Soli bekommen Luft, Stimmen atmen. Man kann das Album genießen, ohne sich mit jedem Takt intensiv auseinanderzusetzen, aber wer tiefer hineinhört, entdeckt subtile Details und harmonische Finessen. Themen wie Alopecia (Haarausfall) – seine eigene Transformation – und Liebe verleihen dem Ganzen eine ehrliche Basis.
In manchen Momenten könnte man wünschen, dass bestimmte Songs noch stärker aufgebrochen würden, z. B. längere Improvisationen oder mutigere harmonische Experimente. Eine leichte Homogenität in Produktion und Klangästhetik: wer zwischen Tracks knapp differenzierte Arrangements erwartet, könnte hier und da eine zu glatte Linie finden. Bei so vielen Feature-Gästen liegt die Gefahr, dass die eigene Stimme des Hauptkünstlers etwas verblasst, aber glücklicherweise gelingt Goods meistens sich durchzusetzen.
Fazit
Soul Deep ist mehr als nur ein neues Album – es ist ein Statement. Für Torsten Goods markiert es einen Moment, in dem er seine musikalischen Einflüsse freier, reflektierter und zugleich zugänglicher verbindet. Es lädt zum Lauschen ein, zum Spüren, zum Verlieren und Wiederfinden. In der Musikabteilung würde ich es als „Soul & Jazz mit Tiefgang“ präsentieren: ideal für Menschen, die sich nach Klangwelten sehnen, in denen Melodie und Seele sich gleichwertig begegnen.
Albuminfo
Titel: Soul Deep
Interpret: Torsten Goods
Veröffentlichung: 12.09.2025 Erminal T Records
Top-Tracks: So Deep, Soul Deep, Summer Rain, Rocket Girl, Live by the Heart
Bewertung: ⭐ ⭐ ⭐ ⭐ ⭐ ⭐ ⭐ ⭐ 8 / 10
Counting Crows - Butter Miracle, The Complete Sweets!
Mit „Butter Miracle: The Complete Sweets!“ legen Counting Crows erstmals seit sieben Jahren wieder ein komplettes Album vor. Ursprünglich 2021 als vierteilige Suite veröffentlicht, wurde das Projekt nun um fünf neue Songs ergänzt – eine musikalisch geschlossene Reise mit fließenden Übergängen und viel erzählerischem Tiefgang.
Aufgenommen auf einer Farm in Großbritannien und produziert von Brian Deck, verbindet das Album warme Americana-Stimmungen, klassisches Songwriting und handgemachten Rock. Die Texte von Adam Duritz drehen sich wie gewohnt um fiktive Figuren, reale Orte und das bittersüße Gefühl von Sehnsucht, Zweifel und Hoffnung. Die neuen Songs wie With Love, From A-Z, Spaceman In Tulsa und Boxcars fügen sich nahtlos in die Atmosphäre der ursprünglichen Suite ein – poetisch, verspielt und voller Leben. Besonders Under The Aurora und Virginia Through The Rain setzen emotionale Höhepunkte, während The Tall Grass als eleganter Übergang zur ersten Suite dient. Altbekannte Stücke wie Elevator Boots, Angel of 14th Street und Bobby and the Rat-Kings wirken in diesem neuen Rahmen noch stärker. Alles fließt, alles passt – fast wie ein Soundtrack zu einem herbstlichen Roadmovie.
Butter Miracle: The Complete Sweets! ist kein lauter Paukenschlag, sondern ein fein gewebtes Album voller Details, Atmosphäre und handwerklicher Klasse. Wer Counting Crows kennt, wird sich sofort zuhause fühlen – und wer sie noch nicht kennt, findet hier einen perfekten Einstieg.
Release: 09.05.2025 Label: BMG Rights
Dope Lemon - Golden Wolf
Der Dude ist zurück – und er hat ein Wasserflugzeug dabei.
Es gibt Alben, die sich anfühlen wie ein Gespräch mit einem alten Freund. „Golden Wolf“ ist so eines. Dope Lemon alias Angus Stone liefert zehn Tracks, die irgendwo zwischen Indie-Rock, Retro-Soul, Twang-Gitarren und psychedelischer Strandwelle durch die Gehörgänge treiben. Der perfekte Soundtrack für lange Autofahrten in warmen Nächten oder den ersten Gin Tonic bei Sonnenuntergang.
Der Opener „Sugarcat“ kommt mit Gitarrenriffs und weichen Synths daher wie eine Einladung zum Tagträumen – entspannt, verspielt, charmant verschleppt. Der Titeltrack „Golden Wolf“ schlägt tiefere Töne an: Es geht um Vergänglichkeit, um das Sammeln von Erfahrungen und den Spirit des Unterwegsseins. In „We Solid Gold“ tanzt dann plötzlich die Nostalgie der 80er durch den Raum – ein Song über das, was bleibt, wenn alles andere geht.
Wer Angus Stone kennt, weiß: Der Mann ist nicht für kompositorische Achterbahnen bekannt – aber genau das ist sein Trick. Wie der lässigste Typ deiner Schulzeit mogelt sich auch dieses Album durch, bleibt cool, leichtfüßig, sympathisch – und trifft trotzdem mitten ins Herz.
Besonders gelungen: „Electric Green Lambo“, eine Nummer, in der Prince, Marvin Gaye und die Bee Gees kurz ein Funk-Kommando bilden und dann wieder entspannt auseinanderdriften. Ein Song wie eine Sonnenbrille auf halb acht.
Auch Experimente fehlen nicht: „Yamasuki“ mixt japanische Frauenstimmen mit fuzzigem Gitarrenkraut und beschwingtem Orchesterbombast. Und das finale „Dust of a Thousand Stars“ klingt wie eine vernebelte Jamsession, bei der der Sänger kurz ohnmächtig wird – die Band aber ungerührt weiterspielt.
Was „Golden Wolf“ letztlich so besonders macht, ist dieses mühelose Gleiten: eine musikalische Reise durch Tagträume, Erinnerungen, Sonnenflecken im Staub. Die Songs wirken wie kleine Landebahnen – jedes Stück ein Ort, an dem man kurz verweilt, bevor es weitergeht. Kein Stress. Keine Eile. Keine überflüssige Dramatik.
Angus Stone bleibt der Dude. Und „Golden Wolf“ ist sein fliegender Teppich – aus Klängen, Charme und einer Prise Retro-Weisheit.
📀 Release: 11.04.2025🎧 Empfohlene Tracks: Sugarcat, Electric Green Lambo, We Solid Gold, Dust of a Thousand Stars🛩️ Label: BMG/Universal
